Worte als Waffen: Die Kunst der Rhetorik für aufstrebende Poetry Slammer

Waffenstarke Rhetorik für deinen Poetry-Slam

Wie du mit einem einzigen Satz das Publikum zerfetzt – und warum deine schönsten Worte deine schwächsten sind

Du willst über Rhetorik sprechen?

Okay. Dann fang ich mit einem Mord an.


Rhetorik ist nicht dein Mikrofon.

Sie ist der Dolch, den du dir beim Sprechen selbst an die Kehle setzt.

Warum?

Weil jedes Wort dich verrät.

Du sagst: „Ich bin okay.“

Und deine Stimme bricht am zweiten Vokal.

Du sagst: „Ich bin stark.“

Und dein Publikum hört die zittrige Luft zwischen den Silben.

Das Publikum hört, was du nicht sagst.

Rhetorik ist die Kunst, dein inneres Schlachtfeld so zu präsentieren, dass die Zuschauer glauben, es sei ein Gemälde.

Frida Kahlo malte ihre Schmerzen.
Du?
Du sprichst sie.
Oder du schweigst – und dein Schweigen ist lauter als alles andere.


Warum deine Poetry-Slam-Karriere tot ist, bevor sie angefangen hat



Dein Problem ist die Rhetorik.

Oder besser gesagt: Du hast keine.

Du schreibst Gedichte.

Aber Gedichte gewinnen keine Poetry Slams.

Rhetorik gewinnt Poetry Slams.


Der Unterschied?

Ein Gedicht beschreibt, wie du dich fühlst.

Rhetorik macht, dass das Publikum fühlt, was du willst.

Ein Gedicht ist Kunst.

Rhetorik ist Manipulation.

Und falls du denkst, Manipulation sei böse – dann hast du schon verloren.

Denn jeder erfolgreiche Slammer ist ein Rhetoriker.

Ein Wortzauberer.

Poetry-Slam Karriere Autopsie
Poetry-Slam Karriere Autopsie
Todesursache: Mangelnde Rhetorik
DOA: Dead On Arrival
SYMPTOME
  • Schreibt nur Gedichte
  • Beschreibt nur Gefühle
  • Verwechselt Kunst mit Performance
  • Hält Manipulation für böse
  • Publikum schaut weg
  • Keine Rhetorik-Skills
HEILMITTEL
  • Werde zum Gedankenhacker
  • Lerne Publikums-Manipulation
  • Entwickle Wortzauberei
  • Mach das Publikum fühlen
  • Rhetorik über Poesie

Ein Gedankenhacker.

Und du?

Du stehst da mit deinem Gedicht über Herzschmerz und wunderst dich, warum alle wegschauen.


Warum die Rhetorik von Hitler besser ist als deine– und was dich das lehren muss




Triggerwarnung?


Scheiß drauf.

Fakt: Hitler war ein rhetorisches Monster. Weil er nicht sprach, um zu gefallen. Sondern um zu kontrollieren. Um zu erschüttern. Um zu zünden.

Das ist die dunkle Seite der Rhetorik.

Und wenn du sie ignorierst, wirst du nur ein weiterer netter Slammer, der in Metaphern duscht, aber nie trocken wird.

Willst du wirklich sprechen?

Dann studier die Abgründe. Nicht die Redekunst von Obama. Sondern die Rhetorik von Diktatoren, Demagogen und Ex-Geliebten, die dir ins Gesicht logen und du trotzdem genickt hast.

Denn du hast geglaubt.

Das ist Macht.

Und du wirst keine Waffe führen können, wenn du nicht weißt, wie sie dich töten kann.



Jetzt kommen die unfrisierten und verbotenen Meisterwerke für deine Rhetorik als Poetry Slamer


1. Sprich, als würdest du den letzten Satz deines Lebens sagen.



Nicht metaphorisch.

Nicht romantisch.

Sondern wirklich:

  • Das ist dein letzter Text.
  • Dein letztes Mikro.
  • Dein letzter verdammter Atemzug.

Wie klingt dein Satz?

„Ich wollte nie laut sein – ich wurde nur nie gehört.“

Oder:

„Du hast mich kaputtgeliebt. Danke dafür.“

Oder:

„Ich war ein guter Mensch. Nur niemand hat’s gemerkt.“


Das Rhetorik-Universum
Das Rhetorik-Universum
RHETORIK
KERN
LEERE
PHRASEN
ECHTE
WORTE
FALSCHE
EMOTION
MACHT-
WORTE
WORT-PLANETEN
Authentische Worte
Falsche Emotion
Macht-Rhetorik
Leere Phrasen



Wenn dieser Satz keine Pointe braucht, wenn er allein steht wie ein Grabstein auf offener Bühne –dann hast du es verstanden.

Dann war dein Text nicht nett. Nicht schön. Sondern lebendig.

Und das ist der einzige Maßstab.

Rhetorik letzter Satz




2. Der Tag, an dem Amy Winehouse die Bühne zerschnitt – mit einem einzigen Blick


Sie stand da. Hacke. Zitternd.

Amy Whinehouse Rhetorik


Verloren wie ein Kind in einem Nachtclub.

Die Presse zerriss sie.

„Unprofessionell.“ „Peinlich.“ „Skandalös.“

Aber niemand begriff: Amy hat nie gespielt.

Amy war ihr Text.

Und ihre Stimme war kein Gesang – sie war ein Schrei im Kleid eines Jazzakkords.

Wenn sie „Back to Black“ sang, dann nicht für die Charts.

Sondern für den Typ, der sie ausbluten ließ wie ein Tropf am Klavier.

Das war Rhetorik.

Nicht im klassischen Sinn.Sondern in der reinsten, dreckigsten Form:

Körper.Stimme.Zerstörung.

Willst du auch so sprechen?

Dann hör auf zu performen.

Und fang an zu beichten.





3. Der Pizzabote, der mich rhetorisch gekillt hat

Ich war müde.


Zwei Wochen Slamtour.

Sechs Texte, drei Städte, ein Magen, der klang wie ein sterbender Motor.

Ich bestelle Pizza. (Das mache ich öfters, da ich zu Faul bin 😉 )

Der Typ klingelt.

Gibt mir die Schachtel.


Comic

Und sagt: „Hast du eigentlich mal was Richtiges gelernt – oder machst du immer nur dieses... Slam-Zeug?“

Ich lache. Aber mein Hals ist trocken. Weil ich merke: Das war kein Spaß.

Das war eine rhetorische Granate. Perfekt getimt. Tarnung: Smalltalk.


Ziel: meine Würde.

Und weißt du was?


Ich hab an dem Abend meinen stärksten Text geschrieben.

Titel: „Ich hab nichts gelernt – ich hab was zu sagen.“

Denn manchmal ist der größte Rhetorik-Hack kein Stilmittel. Sondern ein Schmerzmittel.


4. Warum Charlie Chaplin besser spricht als du – obwohl er nie sprach


Er war stumm.

Und trotzdem:


Millionen fühlten ihn.

Warum?

Weil Rhetorik nicht in der Stimme liegt –sondern in der Haltung.

Chaplin konnte stolpern – und dabei ganze Systeme entlarven. Er konnte nicken – und einen Diktator lächerlich machen. Er konnte weinen – und du hast gedacht, er meint dich.

Das ist Körpersprache.


Nicht als Gimmick.

Sondern als Kanone.

Wenn du also auf der Bühne stehst:


Rede nicht mit deiner Zunge.

Rede mit deinen Augen.

Deinen Schultern.

Deinem verdammten Zittern.

Denn das Publikum hört nicht, was du sagst.

Es hört, was du fühlst.



5. Jetzt mit Dreck unter den Fingernägeln



Sprich mit Schmutz.

Nicht im Sinne von Fluchen. Sondern: Sprich aus der Tiefe. Dem Ungewaschenen. Dem Ekligen.

Beispiel:

Ich schrieb mal einen Text über meine erste Liebe.Standardkram.

Doch dann fiel mir dieser eine Satz ein:

„Ich hab dich nicht geliebt,ich hab nur gehofft, dass du mich liebst,weil ich mich selbst nicht konnte.“

Bäm.

Das war keine Zeile. Das war ein Bekenntnis.

Und das Publikum?

Wurde still. So still, dass ich mich schämte, überhaupt weiterzusprechen.

Aber genau das ist der Punkt.

Wenn du dich nicht schämst für deinen Text –dann ist er nicht gut genug.

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OBERFLÄCHLICHE
GEFÜHLE
DRECK UNTER
DEN FINGERNÄGELN
PEINLICHE
WAHRHEITEN
VERDRÄNGTE
GEDANKEN
VERSCHWIEGENE
ÄNGSTE
PURE SCHAM-
WAHRHEIT


6. „Ich hasste sie – und genau deshalb blieb ich.“



Ein Text, den ich mal auf einem Slam in Berlin hörte, hieß: „Lieben heißt auch: nicht gehen, wenn man geht.“

Der Typ – zerschlissene Stimme, Hoodie, den er nicht absetzte – las folgende Zeile:

„Ich hab sie gehasst, weil sie wusste, wie ich funktioniere. Und genau deshalb blieb ich. Weil ich sonst wieder jemandem erklären müsste, warum ich mich nachts selbst würge, wenn ich träume.“


Das Publikum? Totenstill. Weil jeder wusste: Das ist keine Pointe. Das ist ein Beweisstück.

Rhetorik-Tipp daraus: Sprich aus der Grauzone. Lass Liebe und Hass in einem Satz wohnen – wie geschiedene Eltern mit gemeinsamem Kind. Das Kind bist du.




7. DIE UMKEHR-RHETORIK


Sage das Gegenteil von dem, was das Publikum erwartet – aber meine das, was sie hoffen.


Umkehr Rhetorik


Das ist es.

Das ist der ganze Trick.

Klingt simpel?

Ist es auch.

Aber die Wirkung ist verheerend.

Lass mich dir zeigen, was ich meine.


Beispiel 1: Die Liebeserklärung, die keine ist




Standard-Ansatz (langweilig): „Ich liebe dich so sehr, dass ich sterben könnte."

Umkehr-Rhetorik (explosiv): „Ich hasse dich so sehr, dass ich leben muss."

Spürst du den Unterschied?

Der erste Satz ist kitschig.

Vorhersehbar.

Gehört schon tausendmal.

Der zweite Satz?

Der reißt dir den Boden unter den Füßen weg.

Du denkst: „Hass? Aber dann sagt er... leben?"

Dein Gehirn muss sich anstrengen.

Muss arbeiten.

Muss verstehen.

Und während es versteht, wird es manipuliert.

Weil plötzlich wird klar: Dieser Mensch hasst nicht wirklich.

Er liebt so sehr, dass er den Hass als Metapher für die Intensität benutzt.

Er muss leben, wegen dieser Liebe.

Nicht trotz dem Hass.

Das Publikum ist gefangen.

In einer rhetorischen Falle.


Beispiel 2: Die Selbstmord-Pointe, die rettet



Standard-Ansatz (peinlich):„Ich war kurz davor, mir das Leben zu nehmen, aber dann habe ich Hoffnung gefunden."

Umkehr-Rhetorik (brutal):„Ich wollte mich umbringen, aber ich war zu feige – zum Glück war ich zu feige."

Wieder das gleiche Prinzip.

Das Publikum erwartet: Selbstmord = schlecht, Leben = gut.

Du gibst ihnen: Feigheit = gut.

Ihr Gehirn stolpert.

Feigheit ist doch schlecht?

Aber in diesem Kontext... rettet sie Leben?

Also ist Feigheit... gut?

Verwirrung.

Neugierde.

Aufmerksamkeit.

Und dann – der Moment der Klarheit.

Das „zum Glück" am Ende.

Plötzlich verstehen sie.

Diese „Feigheit" war Selbstschutz.

War Überlebenswille.

War das, was gebraucht wurde.

Und sie sitzen da und denken: „Fuck. Das ist genius."


Beispiel 3: Die Mutterliebe, die zerstört




Standard-Ansatz (langweilig): „Meine Mutter hat mich immer unterstützt, auch wenn ich Fehler gemacht habe."
Umkehr-Rhetorik (verstörend): „Meine Mutter hat mich nie unterstützt – sie hat mich geliebt."

Das Publikum denkt: „Hä? Ist das nicht das gleiche?"

Nein.

Ist es nicht.

Und während sie darüber nachdenken, erklärst du:

„Unterstützung bedeutet: Ich helfe dir, wenn du fällst. Liebe bedeutet: Ich lass dich fallen, damit du lernst zu fliegen."

Boom.

Geist geblasen.

Neue Perspektive auf Mutterliebe.

Neue Perspektive auf Unterstützung.

Das Publikum wird nie wieder genauso über diese Konzepte denken.

Das ist die Macht der Umkehr-Rhetorik.


Die Hannibal-Lecter-Methode: 

Wie du das Publikum frisst, ohne dass sie es merken


Messer Rhetorik



Anthony Hopkins als Hannibal Lecter war nicht nur gruselig.

Er war rhetorisch perfekt.

Jedes Wort war kalkuliert.

Jede Pause strategisch.

Jeder Blick ein psychologischer Angriff.


„I ate his liver with some fava beans and a nice Chianti."


Das ist nicht nur Schock-Content.

Das ist Rhetorik.

Die Details (fava beans, Chianti) machen es real.

Die ruhige Art der Präsentation macht es verstörend.

Die Kombination macht es unvergesslich.

1-2-3-4

Die Hannibal-Technik für extreme Poetry Slam Texte


Wenn du über dunkle Themen schreibst:

  1. Sei erschreckend präzise in den Details
  2. Bleib emotional kalt dabei
  3. Kontrastiere Horror mit Alltäglichem
  4. Lass das Publikum die Emotion fühlen, nicht dich

Beispiel (Warnung: Hardcore):

„Ich habe mit dem Messer gespielt. Nicht wie du denkst. Ich habe es gewogen. 127 Gramm. Edelstahl. Made in Solingen. Ich habe überlegt: Ist das schwer genug für das, was ich vorhatte? Und dann habe ich Abendbrot gemacht. Nudeln mit Tomatensauce. Das Messer hat perfekt geschnitten. Die Zwiebeln. Nicht das, was ich ursprünglich geplant hatte. Manchmal rettet dich der Hunger vor dem Hunger nach dem Ende."

Das Publikum ist gefangen.

Zwischen Entsetzen und Erleichterung.

Zwischen Angst und Verstehen.

Das ist die Hannibal-Technik.

Gefährlich.

Aber unfassbar wirkungsvoll.








8. „Ich rede mit meinem Spiegel – weil sonst keiner fragt“



Ein junger Typ, sichtbar neurodivers, sagte:

„Ich hab heut meinen Spiegel gefragt: Na, wie war dein Tag? Er schwieg. Und ich war dankbar. Denn das war das Netteste, was heute jemand zu mir gesagt hat.“

Bäm.

Kein Weinen.

Kein Mitleidsschrei.


Nichts Rhetorik

Nur Einsamkeit,  dargestellt als höflicher Smalltalk mit einem Objekt.

Rhetorik-Tipp hier: Sprich nicht über dein Gefühl.

Sprich mit deinem Gefühl.

Mach es zu einer Figur. Einem Spiegel. Einem Kissen. Einem Kaffeefleck. Was auch immer. Hauptsache: Es hört dich – wenn niemand sonst da ist.

junger Mann Rhetorik


9. Rhetorik ist kein Werkzeugkasten – sie ist ein Massengrab



Grab Rhetorik


Du willst ein Tool?

Hier ist eins:

Schreib den Satz, den du nie sagen dürftest –und sag ihn.


Hier ein paar Beispiele, die auf echten Slams funktioniert haben:


  • „Ich hab geweint, als er starb. Nicht, weil ich ihn liebte. Sondern weil ich wusste: Jetzt gibt’s keine Entschuldigung mehr.“
  • „Meine Therapeutin hat gesagt, ich bin nicht krank. Ich bin normal. Und genau das hat mich zerstört.“
  • „Ich wünschte, du wärst fremdgegangen. Dann hätte ich einen Grund zu gehen.“
  • „Ich war 12. Und meine Tante sagte: Du siehst aus wie dein Vater. Ich hab mich seitdem nie wieder nackt angeschaut.“
  • „Ich hab nie an Gott geglaubt. Bis ich eine Leiche küsste – und spürte, dass irgendwas zusieht.“


Du willst sprechen wie ein Prophet? Dann schreib wie ein Verdächtiger.

Nicht wie ein Heiler.

Sondern wie ein Verletzter, der endlich gelernt hat, dass man auch mit Blut schreiben kann.


10. Warum Johnny Depp der beste Poetry Slammer wäre und Rhetoriker ist

(obwohl er nie einen Text geschrieben hat)



Johnny Depp versteht Charakterarbeit.

Er nimmt eine Rolle.

Und findet die eine Eigenschaft, die niemand erwartet.

Jack Sparrow hätte ein furchtloser Pirat sein können.


Stattdessen machte Depp ihn zu einem feigen, aber charmanten Trickbetrüger.

Das Publikum erwartete Braveheart.

Sie bekamen Keith Richards mit einem Schwert.



Und sie liebten es.

Weil es unerwartet war.

Das ist Umkehr-Rhetorik in der Schauspielerei.

Und genau das brauchst du für deine Texte.


Die Jack-Sparrow-Methode für Poetry Slam



  1. Nimm dein Thema (z.B. Herzschmerz)
  2. Finde die Standard-Erwartung (Trauer, Wut, Sehnsucht)
  3. Dreh sie um (Dankbarkeit für den Schmerz)
  4. Begründe die Umkehrung (Schmerz als Lehrer)
  5. Führe zurück zum Original (Herzschmerz ist Liebesbeweis)

Beispiel:

„Ich bin dankbar für meinen Herzschmerz. Nicht, weil ich masochistisch bin. Sondern weil er beweist, dass ich geliebt habe. Echter Schmerz kommt nur von echter Liebe. Und lieber ein Herz, das gebrochen werden kann, als eins, das nie etwas gespürt hat."

Das Publikum erwartet Jammertext.

Bekommt Dankbarkeitstext.

Ist verwirrt.

Dann beeindruckt.

Dann berührt.

Das ist die Jack-Sparrow-Methode.

Depp-Charakter Karten
Depp-Charakter Transformation
🦸‍♂️
DER HELD
Mutig, stark, perfekt
Ängstlich aber ehrlich
🦹‍♂️
DER BÖSE
Kalt, brutal, herzlos
Sensibel und verletzt
💕
DER LIEBHABER
Romantisch, charmant
Zynisch aber loyal
🧙‍♂️
DER WEISE
Allwissend, ernst
Verwirrt aber neugierig
🏴‍☠️
DER REBELL
Wild, gefährlich
Sanft aber eigensinnig
🤡
DER NARR
Dumm, lustig
Weise aber verspielt


11. Der Grund, warum Amy Winehouse jeden Poetry Slam gewonnen hätte



Amy Winehouse war brutal ehrlich.

Aber nicht auf die Art, wie Anfänger „ehrlich" sind.



  • Anfänger sagen: „Ich bin traurig."
  • Amy sang: „They tried to make me go to rehab, I said no, no, no."


(Übersetzung für die nicht englisch-sprachigen 😉 "„Sie wollten mich dazu bringen, in die Reha zu gehen, aber ich sagte nein, nein, nein.“")



Spürst du den Unterschied?

Der Anfänger beschreibt ein Gefühl.

Amy beschrieb eine Haltung.

Eine Position.

Einen Standpunkt.

Und Standpunkte sind rhetorisch.

Gefühle sind nur... Gefühle.


Ammys Rhetorik

Die Amy-Winehouse-Formel



Anstatt zu sagen: „Ich bin süchtig und das macht mir Angst."

Sagst du: „Ich bin süchtig und das ist meine Entscheidung."



Das Publikum denkt: „WTF? Sucht ist doch keine Entscheidung!"




Und dann erklärst du:

„Jeden Tag entscheide ich mich neu. Für die Flasche oder für die Angst. Für die Betäubung oder für die Realität. Ich bin nicht Opfer meiner Sucht. Ich bin Täter meiner Flucht. Und das ist ehrlicher als so zu tun, als hätte ich keine Wahl."

Das ist keine Rechtfertigung von Sucht.

Das ist eine rhetorische Neueinordnung von Verantwortung.

Und sie macht den Text 1000x stärker.

Weil sie dem Publikum eine neue Denkweise aufdrängt.

Die 4-Stufen Amy-Formel
Die 4-Stufen Amy-Formel
1
Gefühl identifizieren
Was fühlst du wirklich? (Trauer, Wut, Angst, etc.)
2
Entscheidung finden
Welche bewusste Wahl steckt dahinter? Was hast DU entschieden?
3
Haltung formulieren
Verwandle das Gefühl in eine trotzige, selbstbewusste Position
4
Rechtfertigen
Erkläre, warum diese "schlechte" Entscheidung eigentlich klug war



12. Die härtesten Texte, die TABU sind aus Sicht der Veranstalter (aber nicht fürs Publikum)

Der Slam-Text, der verboten wurde – und trotzdem viral ging



Ein Slammer aus Bremen. Er schrieb über Kindesmissbrauch. Nicht aus der Opferrolle. Sondern als Beobachter.

Titel: „Ich habe weggeschaut – weil ich nicht wusste, wo ich hinsehen soll.“

Der Veranstalter sagte: „Das ist zu hart. Zu nah. Zu gefährlich.“ (Ich habe mich sowieso gefragt seit wann Veranstalter einen Text zensieren aber das ist meine Meinung...)

Der Slammer grinste. Und trat trotzdem auf.

Er begann mit:

„Er streichelte sein Kind. Zärtlich. Zu lang. Und ich dachte: Vielleicht bin ich krank. Weil ich’s nicht stoppen konnte. Weil ich nichts tat. Weil ich später googelte:‚ Was tun bei Verdacht?‘ Und das Fenster wieder schloss.“

Nach dem Slam wurde der Text gelöscht. Aber 800.000 Views später war klar:

Man kann Texte nicht löschen, die zu lange verschwiegen wurden.


Die Slammerin, die ihre Abtreibung wie ein Rezept vortrug


Sie war leise. Zärtlich im Ton. Zerstörerisch im Inhalt.

Ihr Text klang wie ein Kochrezept.



„Man nehme: 1 Schwangerschaftstest 3 Wochen Scham 5 Nächte Weinen Und eine Klinik, die aussieht wie ein Zahnarzttermin für Schuldgefühle.“



Dann kam der Satz:


„Ich hab ihn rausgenommen, aber nie ganz rausgelassen.“

Das Publikum wusste nicht:

  • Darf ich klatschen? 
  • Darf ich lachen?
  • Darf ich weinen?

Genau das ist starke Rhetorik: Sie bringt dein Publikum ins emotionale Zwielicht.

Nicht, um zu provozieren. Sondern, weil du selbst noch suchst.


Die Künstlerin, die ein Bild mit Menstruationsblut malte – und daraus ein Text entstand


Sie hieß Lena. Kunststudentin.


Sie wurde ausgelacht, boykottiert, gecancelt.

Ihr Text dazu hieß: „Ich blute, also bin ich.“



Zeile 12 war:

„Wenn du dich vor meinem Blut ekelst –aber mein Tanga geil findest –dann bist du nicht konservativ. Dann bist du ein Kind mit Pornosucht und Angst vor Frauen.“


Das Publikum?

Ohnmacht. Applaus. Beschwerden.

Was lernen wir?


Rhetorik muss nicht gefallen. Sie muss konfrontieren.

Und zwar: Dort, wo die meisten lieber die Augen schließen –als hinzusehen.


Der Slam, der abgebrochen wurde – weil das Publikum klatschte, als es besser geschwiegen hätte


Sie las einen Text über sexualisierte Gewalt.



Mitten im Text:

„Er sagte: ‚Tu nicht so, als würdest du es nicht genießen. ‘Und ich schwieg. Denn wer widerspricht, bekommt noch eins drauf.“

Dann kam ein Reim. Nicht mal beabsichtigt.

Und das Publikum –klatschte.

Sie unterbrach.


Und sagte:

„Wenn ihr beim nächsten Text über ’ne Katze klatscht, okay. Aber wenn ihr bei einem Text über Vergewaltigung Beifall gebt, weil ein Reim gefallen ist –dann habt ihr nichts verstanden.“

Und sie ging.

Was zeigt das?

Rhetorik ist nicht nur, was du sagst.Sondern was du nicht zulässt.

Und manchmal ist der stärkste Text –der, den du abbrichst.


Warum du dein Publikum nicht überzeugen darfst – sondern anklagen musst



Martin Luther King sagte:

„Injustice anywhere is a threat to justice everywhere.“



Nicht:

„Ich glaube, wir sollten alle nett sein.“



Sondern:

„Wenn du jetzt nicht zuhörst –bist du Teil des Problems.“

Du willst, dass dein Publikum dich fühlt? Dann mach sie mitschuldig.



Beispiel-Slam-Zeile:

„Ich hab nicht geweint, als sie mir sagte, sie wurde vergewaltigt. Ich hab genickt. Und gesagt: ‚Du musst drüber hinwegkommen. ‘Und jetzt steh ich hier. Weil ich weiß: Ich war Teil des Problems. Und du auch. Wenn du jetzt nicht zuhörst.“

Rhetorik ist kein Plädoyer.Es ist ein Prozess.Und du bist der verdammte Staatsanwalt.

Die Staatsanwalt-Rhetorik
Die Staatsanwalt-Rhetorik
⚠️ WARNUNG: Rhetorik ist kein Plädoyer. Es ist ein Prozess. Du bist der Staatsanwalt.
📁Fall #1: Der verbotene Bremen-Text
Ein Slammer schrieb über Kindesmissbrauch - nicht als Opfer, sondern als Beobachter.
"Er streichelte sein Kind. Zärtlich. Zu lang. Und ich dachte: Vielleicht bin ich krank. Weil ich's nicht stoppen konnte. Weil ich nichts tat. Weil ich später googelte: 'Was tun bei Verdacht?' Und das Fenster wieder schloss."
🔥 RESULTAT: Text gelöscht, aber 800.000 Views - man kann Wahrheiten nicht löschen
📁Fall #2: Das Abtreibungs-Rezept
Zärtlicher Ton, zerstörerischer Inhalt - wie ein Kochrezept vorgetragen.
"Man nehme: 1 Schwangerschaftstest, 3 Wochen Scham, 5 Nächte Weinen. Und eine Klinik, die aussieht wie ein Zahnarzttermin für Schuldgefühle... Ich hab ihn rausgenommen, aber nie ganz rausgelassen."
🎯 RESULTAT: Publikum im emotionalen Zwielicht - darf ich klatschen? weinen? lachen?
📁Fall #3: Der abgebrochene Slam
Publikum klatschte bei Vergewaltigungstext - Poetin brach ab und ging.
"Wenn ihr beim nächsten Text über 'ne Katze klatscht, okay. Aber wenn ihr bei einem Text über Vergewaltigung Beifall gebt, weil ein Reim gefallen ist - dann habt ihr nichts verstanden."
💥 RESULTAT: Der stärkste Text ist manchmal der, den du abbrichst
Die Konfrontations-Prinzipien
⚖️
Nicht überzeugen - anklagen
Dort hinschauen, wo andere lieber die Augen schließen.
"Wenn du jetzt nicht zuhörst - bist du Teil des Problems."
🎯
Publikum mitschuldig machen
Mache sie zu Komplizen, nicht zu Sympathisanten.
"Ich war Teil des Problems. Und du auch."
🔥
Konfrontieren, nicht gefallen
Rhetorik muss nicht gefallen. Sie muss konfrontieren.
🚫
Kontrolle über Reaktionen
Rhetorik ist auch, was du nicht zulässt.



13. Die düsterste Wahrheit über Poetry Slam Rhetorik


Jetzt wird's unangenehm.

Ich erzähle dir was, was die meisten nicht hören wollen.

Die besten Poetry Slam Texte sind Lügen.

Nicht faktische Lügen.

Emotionale Lügen.

Der Slammer auf der Bühne ist nie die ganze Person.

Er ist eine rhetorische Konstruktion.

Eine Figur.

Ein Charakter.

Geschaffen, um maximum Impact zu haben.

Stuhl Rhetorik




Beispiel: Der „authentische" Heartbreak-Text



Du denkst, der Slammer erzählt dir von seiner echten Trennung?

Vielleicht.

Oder er nimmt seine echte Trennung und verstärkt sie rhetorisch.

Macht sie dramatischer.

Poetischer.

Wirkungsvoller.

Die echte Trennung war vielleicht: „Wir haben uns auseinandergelebt."

Die rhetorische Trennung wird: „Sie hat mein Herz genommen und es als Türstopper benutzt."

Gleiche Emotion.

Andere Verpackung.

Maximum Impact.

Das ist nicht unehrlich.

Das ist Rhetorik.


Die Konstruktion des Slam-Ichs



Wenn du auf die Bühne gehst, bist du nicht mehr du.

Du bist die rhetorische Version von dir.

Die Version, die:

  • Interessanter ist
  • Verletzlicher ist
  • Stärker ist
  • Witziger ist
  • Tragischer ist

Als du wirklich bist.

Das ist nicht Fake.

Das ist Kunst.

Genauso wie Johnny Depp nicht wirklich Jack Sparrow ist.

Aber für 2 Stunden im Kino... ist er es doch.


Kurt Cobain


Grunge-Ikone.

Selbstzerstörung als Melodie.

Er sagte:

„Ich bin müde davon, so zu tun, als würde es mir gutgehen, wenn ich auf der Bühne bin.“

Er spielte „All Apologies“ –und du hörtest nicht den Text.Du hörtest seinen Abschiedsbrief.

Slam-Beispiel daraus: Ein Text beginnt mit:

„Ich habe gute Laune. Die Art von guter Laune, die man sich aufsetzt wie ein Blazer zur Beerdigung. Passt, sitzt, lügt.“

Du willst starke Rhetorik? Dann verlern das Lächeln –wenn du lügen musst, um gemocht zu werden.




Warum Robin Williams der heimliche König der Poetry Slam Rhetorik war



Robin Williams wurde als Comedian gefeiert.

Aber er war eigentlich ein Rhetoriker.

Seine Stand-Up-Sets waren rhetorische Meisterwerke.

Er nahm ernste Themen.

Und machte sie durch Humor verdaulich.

Ohne sie zu verniedlichen.


„Cocaine is God's way of saying you're making too much money."

Das ist nicht nur ein Witz.

Das ist moralische Rhetorik.

Verpackt in Humor.

Er nimmt Drogenkonsum.

Macht ihn lächerlich.

Ohne den Süchtigen zu verurteilen.

Das ist Kunst.


Die Robin-Williams-Formel für schwierige Themen

Wenn du über Tabuthemen schreiben willst:

  1. Finde den absurden Kern
  2. Übertreibe ihn bis zur Lächerlichkeit
  3. Aber behalt die ernste Botschaft
  4. Lass das Publikum gleichzeitig lachen und nachdenken

Beispieltext nach der Williams-Methode:

„Meine Depression ist sehr höflich. Sie klopft immer an, bevor sie reinkommt. 'Entschuldigung, darf ich Ihr Leben ruinieren?' Und ich sage: 'Nein, heute nicht. 'Und sie sagt:  'Okay, ich komm später wieder. 'Und dann vergesse ich abzuschließen. Und sie steht plötzlich im Wohnzimmer. Mit ihren Koffern. Und einem Mietvertrag. Unbefristet. Depression ist der schlechteste Mitbewohner der Welt. Sie isst dein Essen. Bringt keine Freunde mit. Und redet nur über sich selbst. Aber sie zahlt pünktlich Miete. In Tränen."

Das Publikum lacht.

Aber erkennt auch die Realität.

Depression wird personifiziert.

Dadurch greifbarer.

Und weniger bedrohlich.

Das ist rhetorische Heilung durch Humor.


14. Die Joaquin Phoenix-Methode: Verrücktheit als Klarheit verkaufen



Verrücktheit



Joaquin Phoenix in „Joker" war nicht verrückt.

Er war rhetorisch präzise.

Jede Geste kalkuliert.

Jedes Lachen strategisch platziert.

Jeder Moment des Wahnsinns diente einem Zweck.

Das Publikum zu manipulieren.

Sie dazu zu bringen, einem Psychopathen zu sympathisieren.

Das ist die dunkelste Form der Rhetorik.

Und sie funktioniert.


Warum Wahnsinn rhetorisch perfekt ist


Verrückte Menschen sagen die Wahrheit.

Das denkt das Publikum.

Weil Verrückte nichts mehr zu verlieren haben.

Keine sozialen Normen mehr zu beachten.

Keine Konsequenzen mehr zu fürchten.

Also können sie ehrlich sein.

Das ist natürlich Bullshit.

Aber es ist nützlicher Bullshit.


Die Joker-Technik für Poetry Slam

Du musst nicht verrückt sein.

Du musst nur so schreiben, als wärst du es.

Standard-Approach: „Manchmal denke ich merkwürdige Dinge."
Joker-Approach: „Gestern habe ich eine Stunde lang mit meinem Spiegelbild gestritten. Er hat gewonnen. Ich frage mich: Bin ich verrückt geworden oder endlich ehrlich?"

Das Publikum denkt: „Oh shit, der ist durchgeknallt."

Und dann: „Aber was er sagt, macht Sinn."

Und dann: „Bin ich auch verrückt?"

Das ist die Joker-Falle.

Du gibst ihnen Verrücktheit.

Aber verpackt in Logik.




Beispiel: Der Wahnsinnige spricht über Normalität
„Ich sitze in der Bahn. Alle starren auf ihre Handys. Keiner redet. Keiner schaut sich an. Und ich denke: Ich bin der Einzige hier, der verrückt aussieht? Ich, der das beobachtet und darüber nachdenkt? Oder die 50 Menschen, die 50 verschiedene Bildschirme anstarren und sich dabei nicht einsam fühlen? Vielleicht ist Verrücktheit nur ein anderes Wort für 'zu aufmerksam'. Und Normalität nur ein schönes Wort für 'erfolgreich weggeschaut'."

Das Publikum wird unruhig.

Weil sie sich erkannt fühlen.

In der „normalen" Rolle.

Und plötzlich ist der „Verrückte" der Klarste von allen.

Das ist Joaquin-Phoenix-Rhetorik.

Verstörend.

Aber unwiderstehlich.


15. Die Rihanna-Regel: Liebe als Eroberung




Normale Love-Texte sind passiv.

„Ich habe mich verliebt."
„Es ist passiert."
„Ich konnte nichts dagegen tun."

Rihanna-Texte sind aktiv.

„Wir haben gekämpft."
„Wir haben gewonnen."
„Wir haben erobert."



Love-Rhetorik nach Rihanna-Art




Schwach: „Du bist in mein Leben gekommen und hast alles verändert."
Stark: „Du bist in mein Leben eingebrochen. Wie ein Dieb. Hast meine Ruhe gestohlen. Meine Einsamkeit geklaut. Meine Vorsicht entwendet. Und ich sollte dich anzeigen. Aber ich will, dass du wiederkommst. Und diesmal nimm auch meine Zweifel mit."


Das ist Liebe als Verbrechen.

Als Raub.

Als Invasion.

Aber gewünscht.

Herbeigesehnt.

Das ist Rihanna-Power.

Beispiel: Die Kriegerin der Liebe



„Ich habe nicht auf Liebe gewartet. Ich habe sie gejagt. Durch schlechte Dates. Durch falsche Hoffnungen. Durch Tränen und Tinder. Und als ich sie endlich fand, war sie nicht das, was ich erwartet hatte. Sie war ein Kampf. Jeden Tag. Gegen meine Angst. Gegen seine Zweifel. Gegen die Welt, die uns sagt: 'Das hält nicht.' Aber wir halten. Nicht weil es einfach ist. Sondern weil wir Krieger sind. Und Krieger geben nicht auf. Sie gewinnen. Oder sie sterben im Kampf. Wir haben uns fürs Gewinnen entschieden."

Das Publikum bekommt keine Schnulze.

Es bekommt eine Schlacht.

Mit Siegern.

Das ist viel interessanter.

Beispiel: Der Liebeskranke (nicht du - die Rolle)



„Ich heiße Verzweiflung. 22 Jahre alt. Wohnort: Sein Handy-Display. Ich lebe von seinen Nachrichten. Ernähre mich von seinen Likes. Trinke seine Aufmerksamkeit. Und wenn er nicht schreibt, verhungere ich. Langsam. Qualvoll. Aber ich habe gelernt: Verhungern ist besser als vergessen werden. Also warte ich. Bis er wieder Hunger hat. Auf mich."

Beispiel: Die Schönheit der Selbstverletzung



„Meine Narben sind meine Unterschrift. Auf dem Vertrag mit dem Leben. Jede Linie eine Verhandlung.' Gib mir Schmerz, den ich kontrollieren kann für Schmerz, den ich nicht kontrollieren kann. 'Das war ein fairer Deal. Damals. Heute sind sie Kunstwerke. Von einem Künstler, der nicht mehr existiert. Aber dessen Werk überlebt hat. In meiner Haut. Für immer. Museum meiner dunkelsten Stunden. Eintritt frei. Aber nicht umsonst."
Liebes-Kriegsmaschine
Die Liebes-Kriegsmaschine
Passive Liebes-Zone
"Ich habe mich verliebt."

"Es ist einfach passiert."

"Ich konnte nichts dagegen tun."

Schwach • Opferrolle • Langweilig
Aktive Kriegs-Zone
"Wir haben gekämpft."

"Wir haben gewonnen."

"Wir haben erobert."

Stark • Eroberung • Unwiderstehlich
Rhetorik-Transformation
SCHWACH:

"Du bist in mein Leben gekommen und hast alles verändert."
⚔
STARK:

"Du bist in mein Leben eingebrochen. Wie ein Dieb. Hast meine Ruhe gestohlen, meine Einsamkeit geklaut. Und ich will, dass du wiederkommst."
Liebes-Verbrechen
Liebe als Raub, Einbruch, Diebstahl - aber gewünscht und herbeigesehnt
Kriegs-Metapher
Beziehung als Schlacht, Partner als Verbündete gegen die Welt
Aktive Eroberung
Liebe jagen statt darauf warten. Kampf statt Passivität
Kontrollierte Verzweiflung
Selbstdestruktion als Kunst, Schmerz als Unterschrift


16. Schweigen ist die größte Kunst der Rhetorik als Poetry Slamer



Du kennst das.

Publikum schaut dich an.

Wartet. Atmet. Zuckt.

Und du denkst: „Ich muss jetzt was sagen. Ich muss das Schweigen füllen.“

Falsch.

Manche Worte wirken nur,weil du sie eine Ewigkeit lang nicht sprichst.

Beispiel:


Ein Slammer in Freiburg. Titel: „Ich hätte dich retten können.“

Er las zwei Minuten lang –starke Bilder, Rhythmus, Reime.

Dann: Stillstand.


5 Sekunden nichts. 10 Sekunden. 15.



Dann sagte er:

„Aber ich hab’s nicht getan. Weil ich feige war. Und weil ich es mir nicht eingestehen wollte. Bis jetzt.“

Boom. Publikum? Zerrissen.

Lektion: Rhetorik ist nicht Geschwindigkeit.

Rhetorik ist Sprengstoff im Schweigen.


Viele Anfänger sagen:




„Ich hab meinen Text runtergerattert. Hat gut funktioniert.“

Bullshit.

Wenn du keine Pause machst –wie soll dein Publikum reagieren?

Rhetorik braucht Pausen wie Schläge Pausen brauchen, damit man den Schmerz spürt.

Beispiel:

„Ich wollte sterben. Nicht, weil ich tot sein wollte. Sondern weil ich endlich Ruhe wollte.“

Pause. Lang. Unangenehm. Wie jemand, der in einem Beichtstuhl sitzt und nicht weiß, ob der Priester überhaupt zuhört.

Tipp: Mach deine Pausen so unangenehm, dass sie wie Zeugen wirken.

Dann hören die Leute nicht deinen Text.

Sondern sich selbst.



17. Wie Winston Churchill mit drei Sätzen ein Land auf Kampf programmierte – und du damit ein Publikum sprengst



Churchill sagte 1940:

„We shall fight on the beaches, we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets. We shall fight in the hills; we shall never surrender.“

Deutsch: „Wir werden an den Stränden kämpfen, wir werden auf den Landeplätzen kämpfen, wir werden auf den Feldern und auf den Straßen kämpfen. Wir werden in den Bergen kämpfen; wir werden niemals aufgeben.“



Keine Metaphern. Kein Pathos-Dschungel. Nur: Wiederholung.


  • We shall fight. ("Wir werden kämpfen")
  • We shall fight.
  • We shall fight.


Warum funktioniert das?

Weil Wiederholung nicht langweilig ist –wenn sie Bedrohung rhythmisiert.

Nutze das für Slam:

„Ich hab’s gesagt. Ich hab’s geschrien. Ich hab’s geschrieben. Ich hab’s gesoffen. Ich hab’s gefressen. Ich hab’s verdrängt. Und jetzt sag ich’s hier.“

Rhetorik als Rammbock. Nicht als Gedicht.


Das Nervensystem-Labor
DAS NERVENSYSTEM-LABOR
Schlag-Reaktion
Sofortige Wirkung
Kurze Dauer
Schnell vergessen
Tropfen-Folter
Langsamer Aufbau
Anhaltende Wirkung
Niemals vergessen
Live Publikums-Reaktion
> Herzschlag steigt...
> Schweißproduktion +12%
> Aufmerksamkeit: MAXIMUM
> Status: Gefangen im Moment
> Fluchtreflex: DEAKTIVIERT
> Prognose: Wird nie vergessen

Warum Suspense rhetorisch mächtiger ist als Schock



Schock wirkt eine Sekunde.

Suspense wirkt für immer.

Schock macht: BAM - vorbei.

Suspense macht: „Wann passiert es? Wann? WANN?"



Die Hitchcock-Formel für Poetry Slam



Sag dem Publikum NICHT sofort, was passiert ist.

Lass sie ahnen.

Lass sie fürchten.

Lass sie sich vorstellen.

Ihre Vorstellung ist schlimmer als deine Realität.


Standard-Approach: „Mein Vater hat mich geschlagen."



Hitchcock-Approach: „Wenn mein Vater nach Hause kam, hörte ich seine Schritte im Flur. Drei Stufen zur Küche. Kühlschrank auf. Bier zischen. Kühlschrank zu. Dann die Schritte wieder. Vier Schritte zum Wohnzimmer. Fernseher an. Noch ein Bier. Und dann ... die Schritte Richtung Treppe. Langsam. Schwer. Eine Stufe. Zwei. Drei. Bei der vierten Stufe hielt ich den Atem an. Bei der fünften betete ich. Bei der sechsten hörte ich mein Herz. Bei der siebten wusste ich: Heute wird es wehtun."

Das Publikum sitzt da und zählt mit.

Stufe für Stufe.

Ihr Puls beschleunigt sich.

Obwohl noch nichts passiert ist.

Das ist Hitchcock-Rhetorik.

Der Anticipation-Killer.

Beispiel: Die Diagnose, die nie kommt




„Der Arzt schaute auf die Ergebnisse. Dann auf mich. Dann wieder auf die Ergebnisse. Er räusperte sich. Legte die Brille ab. Putzte sie. Setzte sie wieder auf. 'Nun ja...'Pause. 'Die Blutwerte sind...'Pause.' Interessant.' Interessant? Was zum Fick bedeutet interessant? 'Wir müssen das nochmal machen. ''Was nochmal machen? ''Die Untersuchung. ''Warum? ''Nur um sicherzugehen. ''Sicherzugehen wovor?' 'Dass wir uns nicht irren. ''Irren womit? 'Er schaute wieder auf die Ergebnisse. Und sagte: 'Kommen Sie nächste Woche wieder. 'Ich fragte nicht mehr. Ich wusste schon alles. Ohne etwas zu wissen."

Das Publikum bekommt nie eine Diagnose.

Aber sie fühlen die Todesangst.

Perfekter Hitchcock-Suspense.


18. Warum Kontraste das Gehirn hacken

Das Gehirn kann nicht gleichzeitig zwei Gegensätze verarbeiten.

Es versucht es.

Und dabei wird es überwältigt.

Und überwältigte Gehirne sind empfänglich.

Für deine Botschaft.



Gehirn-Hack Labor
Gehirn-Hack Labor
Neuronale Aktivität
Gehirn erfolgreich gehackt
Publikum ist jetzt empfänglich für deine Botschaft



Die Tarantino-Technik: Beautiful Violence



Nimm etwas Brutales.

Und beschreibe es poetisch.

Oder nimm etwas Schönes.

Und zeige seine Brutalität.

Beispiel 1: Schöne Brutalität
„Er hat mich verlassen wie ein Chirurg. Präzise. Ohne unnötige Schäden. Erst die Betäubung: 'Wir müssen reden. 'Dann der Schnitt: 'Ich liebe dich nicht mehr. 'Sauber. Professionell. Tödlich. Er hat sogar die Wunde vernäht: 'Du findest jemand Besseren. 'Ich lag da und blutete innerlich. Aber die Narbe wird perfekt verheilen. So akkurat war sein Hass."
Beispiel 2: Brutale Schönheit
„Rosen sind rot. Veilchen sind blau. Und Liebe ist Mord in Zeitlupe. Du stichst mir jeden Tagein kleines Messer ins Herz. Mit jedem Lächeln. Jeder Berührung. Jedem 'Ich liebe dich'. Bis ich ausblute. An Glück. Und das nennt ihr eine gesunde Beziehung."



Das Publikum weiß nicht, ob es lachen oder weinen soll.

Das ist Tarantino-Power.


Die Royale-with-Cheese-Methode


Tarantino nimmt normale Dinge und macht sie außergewöhnlich.

Durch Perspektive.

Ein Hamburger wird zur Philosophie.

Ein Tanz wird zur Verführung.

Ein Dialog wird zur Folter.

Normal: „Ich bin depressiv."

Tarantino-Style: „Ich bin ein Fünf-Sterne-Restaurant für Traurigkeit. Michelin-Stern für Melancholie. Menschen kommen zu mir, wenn sie sich schlecht fühlen wollen. Ich serviere ihnen meine besten Erinnerungen an vergangene Schmerzen. Vorspeise: Kindheits-Trauma. Hauptgang: Erste Trennung. Dessert: Existentielle Krise. Meine Spezialität: Hoffnungslosigkeit flambiert mit einem Hauch von Selbstmitleid. Reservierung empfohlen. Aber nicht nötig. Ich habe immer Platz für einen weiteren Gast an meinem Tisch der Verzweiflung."

Das ist Tarantino-Rhetorik.

Normal wird extraordinary.

Durch Stil.


Beispiel: Der emotionslose Liebende

„Ich sagte 'Ich liebe dich' um 23:47 Uhr. Zimmertemperatur: 21 Grad. Sie antwortete nach 3,2 Sekunden. 'Ich dich auch. 'Ihre Stimme: 0,3 Dezibel leiser als normal. Herzschlag: erhöht. Pupillen: erweitert. Alle Anzeichen für Ehrlichkeit. Trotzdem log sie. Nicht mit Worten. Mit ihrer Zukunft. Die mich nicht beinhaltete. Statistisch gesehen würde sie mich in 67 Tagen verlassen .An einem Donnerstag. Bei Regen. Ich wusste das. Sie auch. Trotzdem sagten wir 'Ich liebe dich'. Weil das der korrekte Dialog war für diesen Moment. In diesem Drehbuch. Das wir Leben nannten."

Das ist Kubrick-Rhetorik.

Kalt.

Aber dadurch wahrhaftiger als jede Emotion.

Emotion-Verarbeitungsanlage
DIE EMOTION-VERARBEITUNGSANLAGE
"Ich bin traurig wegen der Trennung..."
"Meine Mutter ist gestorben..."
TARANTINO
"Ich bin ein 5-Sterne-Restaurant für Traurigkeit! Reservierung empfohlen!"
KUBRICK
"Mutter starb Dienstag, 14:37 Uhr. Ich kaufte Kaffee. Er war kalt. Wie sie."



Die Kubrick-Methode: Ice-Cold Truth

Sprich über die schlimmsten Dinge.

Mit der Emotion eines Wetterberichts.

Warm/Emotional: „Meine Mutter ist gestorben und ich bin am Boden zerstört."
Kubrick-Cold: „Meine Mutter starb an einem Dienstag. Um 14:37 Uhr. Ich saß daneben und dachte an meine Einkaufsliste. Milch. Brot. Begräbnisanzug. Der Monitor piepte. Dann nicht mehr. Die Krankenschwester kam. Schaltete die Maschinen aus. Eine nach der anderen. Klick. Klick. Klick. Stille. Ich stand auf. Ging zum Automaten. Kaufte einen Kaffee. Er war kalt. Wie sie. Ich trank ihn trotzdem. Weil man trinken muss wenn man lebt. Und sie war tot. Also lebte ich. Weiter."

Das Publikum ist verstört.

Nicht wegen der Trauer.

Sondern wegen der Abwesenheit von Trauer.

Das ist viel erschreckender.


„Ich sagte  'Ich liebe dich' um 23:47 Uhr. Zimmertemperatur: 21 Grad. Sie antwortete nach 3,2 Sekunden. 'Ich dich auch.' Ihre Stimme: 0,3 Dezibel leiser als normal. Herzschlag: erhöht. Pupillen:  erweitert. Alle Anzeichen für Ehrlichkeit. Trotzdem log sie. Nicht mit Worten. Mit ihrer Zukunft. Die mich nicht beinhaltete. Statistisch gesehen würde sie mich in 67 Tagen verlassen. An einem Donnerstag. Bei Regen. Ich wusste das. Sie auch. Trotzdem sagten wir 'Ich liebe dich'. Weil das der korrekte Dialog war für diesen Moment. In diesem Drehbuch. Das wir Leben nannten."

Das ist Kubrick-Rhetorik.

Kalt.

Aber dadurch wahrhaftiger als jede Emotion.





19. Die Pink-Floyd-Formel: Wahnsinn als einzige Normalität




Pink Floyd erklärte Wahnsinn.

Als normale Reaktion.

Auf eine wahnsinnige Welt.

„The lunatic is on the grass."
„Der Wahnsinnige liegt auf dem Rasen.“

Wer ist verrückt?

Der, der den Wahnsinn sieht?

Oder der, der ihn ignoriert?

Das ist die Floyd-Frage.


Warum Wahnsinn rhetorisch normal ist

Die Welt ist verrückt.

Klima-Kollaps.

Kriege um Öl.

Milliardäre im Weltraum.

Während Menschen verhungern.

Das ist Wahnsinn.

Du zeigst es nur.



Formel Rhetorik


Die Pink-Floyd-Methode: Madness as Sanity



Drehe Normalität und Wahnsinn um.

Falsche Normalität: „Alles ist in Ordnung."

Floyd-Wahnsinn:

  • „Alles ist in Ordnung sagen die die den Planeten VERBRENNEN für Profit 
  • Alles ist in Ordnung sagen die die Waffen verkaufen an Kinder.
  • Alles ist in Ordnung sagen die die Gift ins Wasser mischen und es MEDIZIN nennen

  • Ich bin verrückt weil ich FRAGEN stelle
  • Ich bin verrückt weil ich DENKE 
  • Ich bin verrückt weil ich NEIN sage zu dem Wahnsinn den sie NORMAL nennen 

Wenn das Verrückt sein ist dann bin ich der VERRÜCKTESTE von allen und *STOLZ darauf."





20. Das gesprochene Protokoll – Wenn dein Text wie ein Polizeibericht klingt und dadurch noch krasser wirkt

Beispiel-Text:

„Uhrzeit: 23:18 Ort: Zimmer 4B Zustand: Schlafend Täter: Bekannt Tatmittel: Worte Tatablauf:– Tür geöffnet– Licht nicht eingeschaltet– drei Sätze gesprochen– kein Widerstand– keine Hilfe– keine Anzeige“


Beweismittel-Labor
Beweismittel-Labor
KLASSIFIZIERT - NUR FÜR RHETORIK-EINHEIT
FALL #001
BEWEIS
MATERIAL
AKTENZEICHEN: HERZBRUCH-2024-11
Uhrzeit:
23:18
Ort:
Zimmer 4B
Zustand:
Schlafend
Täter:
Bekannt
Tatmittel:
Worte
Tatablauf:
  • Tür geöffnet
  • Licht nicht eingeschaltet
  • drei Sätze gesprochen
  • kein Widerstand
  • keine Hilfe
  • keine Anzeige
FALL #002
BEWEIS
MATERIAL
AKTENZEICHEN: SELBSTWERT-2024-07
Datum:
Jeden Tag
Ort:
Badezimmerspiegel
Tatwaffe:
Eigene Gedanken
Opfer:
Selbstbewusstsein
Modus Operandi:
  • Spiegelbild betrachtet
  • Fehler gesucht
  • Fehler gefunden
  • Selbsthass aktiviert
  • Wiederholung am nächsten Tag


Dann:

„Akte geschlossen. Gedächtnis bleibt offen.“

Warum?

Weil dein Text wie ein Beweismittel klingt.Nicht wie ein Slam.

Und das macht ihn unleugnbar.


Werbung in eigener Sache (aber mit Wucht):



Wenn du diese Techniken nicht nur lesen,
sondern anwenden willst wie ein Sniper mit Reimwaffe:

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Poetry Set


  • Über 200 kranke Slam-Hacks
  • Storystrukturen wie ein Fitzek-Krimi
  • Übungen für Albtraum-Einstiege, Trauma-Texte, Schweige-Pausen
  • Provokations-Templates
  • Authentizitäts-Trigger

Keine süßen Sprüche.
Nur brutale, ehrliche Texte,
die das Publikum seelisch ohrfeigen.

Über BahnSlam

Stephan Pinkwart verkörpert einzigartig die Welt der Poetry Slams und der Bahn. Mit fesselnden Auftritten verbindet er die Kraft der Worte mit seiner Liebe zu Zügen. Seine Poesie ist tiefgründig und emotional, und seine Leidenschaft für die Bahn symbolisiert Freiheit und Verbindung. Pinkwarts Kunst begeistert Poetry Slam-Fans und Eisenbahnliebhaber gleichermaßen.

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