Die 10 besten Buchempfehlungen von großen Poetry-Slamern
(Der Abend, an dem mir klar wurde, dass ich literarisch bankrott war)
Husum
Nordsee
18:45 Uhr.
15 Minuten vorm Auftritt
Backstage beim Poetry Slam Norddeutschlands.
Ich sitze an einem großen Tisch mit 7 anderen Poetry Slamern. Und eine davon ist Mona Harry. Links von mir Sebastian 23. Rechts Moritz aus Hamburg.
Und alle drei reden über Bücher.
Nicht über Poetry Slam. Nicht über Bühnentechnik. Nicht über Punkte oder Publikum.
Sondern über verdammte Bücher.
Das war der Moment, in dem mir klar wurde: Ich kannte mich mit Poetry Slam aus.
Und kurz vorm Auftritt sprach ich mit Lisa, ich dachte mir, die könntest du mal an flirten.
Sie saß auf dem Teppich
Mitten in Ihren Manuskripten
Zwischen kalten Pizzarändern, drei Teelichtern ohne Docht und der letzten Nachricht ihres Ex.
„Du bist zu sensibel für diese Welt.“
Sprach sie in sich gekehrt
Sie hat’s als Diagnose genommen.
Und die Welt? Die hat nicht widersprochen.
Lisa . 23.
Germanistik.
Ambitioniert.
Zerbrechlich wie das Cover von „Tschick“ nach fünfmal Regen.
Der Poetry Slam war ihr letzter Ausweg.
Nicht, weil sie was zu sagen hatte.
Sondern weil ihr niemand mehr zuhörte.
Bis auf dieses Buch.
Ein verdammtes, zerfleddertes, kaffeefleckiges Exemplar von Julia Engelmann.
Ich hatte sie schon mal gesehen im Fernsehen. Lisa sagte, es wäre nur ein kleiner Teil von Inspirationen.
Aber ich hatte keine Ahnung von der Literatur, die meine Helden geprägt hatte.
1. Charles Bukowski - Der Säufer, der mir das Schreiben beibrachte
Die Geschichte eines Verlierers, der gewann
Charles Bukowski war ein Versager.
Alkoholiker.
Frauenheld.
Zyniker.
Und der ehrlichste Schriftsteller, der je gelebt hat.
Seine Bücher sind wie Schläge ins Gesicht.
Roh.
Ungefiltert.
Ohne Gnade.
Und genau deshalb sind sie perfekt für Poetry Slammer.
Warum Bukowski dein Lehrer sein sollte
Bukowski hat nie versucht, schön zu schreiben.
Er hat versucht, wahr zu schreiben.
Seine Gedichte sind wie Bekenntnisse eines Sterbenden.
Jede Zeile blutet.
Jedes Wort schneidet.
Und das Publikum?
Kann nicht wegsehen.
Buchempfehlung #1: "Love Is a Dog from Hell"

Beispiel aus dem Buch:
"I have been going to bed with women for 30 years and I still can't tell you what they want."
Siehst du die Ehrlichkeit?
Die Verletzlichkeit?
Die Selbstironie?
Das ist es, was deine Texte brauchen.
Die Bukowski-Methode für Poetry Slam
Bukowski hatte eine einfache Regel:
Schreib über das, was dich umbringt.
Nicht metaphorisch.
Literal.
Was hält dich nachts wach?
Was lässt dich weinen?
Was macht dich wütend?
Das ist dein Material.
Praktische Übung:
Nimm ein Blatt Papier.
Schreib oben drauf: "Was mich umbringt."
Dann schreib 10 Minuten lang alles auf, was dir einfällt.
Ohne zu zensieren.
Ohne zu bewerten.
Ohne zu stoppen.
Das ist dein Rohstoff.
Deine Wahrheit.
Deine Waffe.
Eine kurze Verschnaufpause

Ich kann mir vorstellen, das war schon richtig krass.
Falls du mal ein anderes Thema behandeln möchtest, hier sind noch mehr Beiträge!
Beiträge für deinen perfekten Poetry Auftritt
- Geheimnisse von erfolgreichen Slamern (Profi-Hacks)
Wenn du ausgeruht bist, geht es direkt weiter...
Hol dir noch etwas zu Trinken..
und dann kann es weitergehen.
Anthologien - Warum du von den Besten klauen solltest
Die Schule der Diebe
Jeder große Künstler ist ein Dieb.
Picasso hat gesagt: "Good artists copy, great artists steal."
Das gilt auch für Poetry Slammer.
Du musst von den Besten lernen.
Ihre Techniken studieren.
Ihre Tricks verstehen.
Ihre Geheimnisse stehlen.
Aber hier ist das Problem:
Die meisten Slammer verraten dir nicht, welche Bücher sie geprägt haben. Sie tun so, als wären sie literarische Genies aus dem Nichts.
Deshalb habe ich die ehrlichste Umfrage der Poetry Slam-Geschichte gemacht.
Ich habe die erfolgreichsten deutschsprachigen Slammer gefragt:
"Welche 3 Bücher haben dich als Slammer am meisten geprägt?"
Die Antworten waren... verstörend. Überraschend. Und verdammt aufschlussreich.
42 Slammer habe ich angeschrieben.
28 haben geantwortet.
Darunter:
- 6 deutschsprachige Meister
- 12 Finalisten großer Slams
- 10 Autoren mit veröffentlichten Büchern
Die Regel war einfach:
"Nenn mir die 3 Bücher, die dich als Slammer am meisten geprägt haben. Nicht die, die du für literarisch wertvoll hältst. Nicht die, die andere beeindrucken sollen. Sondern die, die dich verändert haben."
Das Ergebnis?
Eine Liste von Büchern, die so divers ist wie ein Drogenlabor. Und so kraftvoll wie ein Molotowcocktail.
1. "Das also ist mein Leben" - Charles Bukowski
Erwähnt von: 19 von 28 Slamern
"Bukowski hat mir gezeigt, dass Schönheit nicht pretty sein muss." - Sarah P., Deutsche Meisterin 2019
Bukowski ist der Godfather der rohen Poesie.
Seine Texte sind wie Whiskey: Sie brennen beim Runterschlucken, aber sie machen ehrlich.
Was du von Bukowski lernst:
- Wie du aus dem Dreck deines Lebens Gold machst
- Dass Verletzlichkeit stärker ist als Stärke
- Wie Alltäglichkeit poetisch wird
Der Bukowski-Effekt auf deinen Slam:
Du hörst auf, schön zu schreiben. Du fängst an, wahr zu schreiben.
Beispiel-Zitat: "Finde etwas, das du liebst, und lass es dich töten."
Das ist keine Lebensberatung. Das ist eine Blaupause für Poetry Slam.

2. "Ich bin dann mal weg" - Hape Kerkeling
Erwähnt von: 14 von 28 Slamern
"Kerkeling zeigt, wie man aus persönlichen Krisen universelle Geschichten macht." - Marcus L., Slammer seit 15 Jahren
Moment.
Hape Kerkeling?
Der Typ, der "Hurz!" gesagt hat?
Ja, verdammt nochmal.
"Ich bin dann mal weg" ist ein Meisterwerk des persönlichen Storytellings. Kerkeling verwandelt seine Midlife-Crisis in eine Reise, die Millionen berührt.
Was du von Kerkeling lernst:
- Wie du persönliche Geschichten universell machst
- Dass Humor und Tiefe keine Gegensätze sind
- Wie du verletzlich bist, ohne zu jammern
Der Kerkeling-Effekt auf deinen Slam:
Du lernst, dass deine peinlichsten Momente deine stärksten Texte werden können.

3. "Tschick" - Wolfgang Herrndorf
Erwähnt von: 13 von 28 Slamern
"Herrndorf schreibt Jugend so echt, dass es wehtut." - Lisa K., Poetry Slammerin aus München
Tschick ist kein Jugendbuch.
Tschick ist eine Abrechnung mit allem, was Erwachsene über Jugend denken.
Herrndorfs Sprache ist wie ein Skalpell:
- Präzise
- Unsentimentaal
- Brutal ehrlich
Was du von Herrndorf lernst:
- Wie du komplexe Charaktere in wenigen Sätzen baust
- Dass Einfachheit schwerer ist als Komplexität
- Wie Dialog funktioniert, der atmet
Der Herrndorf-Effekt auf deinen Slam:
Du hörst auf, kompliziert zu schreiben. Du fängst an, komplizierte Dinge einfach zu sagen.

4. Sarah Kane – Psychose
Nicht lesbar. Nicht spielbar. Nur überlebbar.
Du liest keine Geschichte. Du durchlebst eine Geisteskrankheit. Ideal für Slammer, die sich fragen: „Wie ehrlich darf ich sein?“ Antwort: So ehrlich, dass du danach duschen willst.
2. Sylvia Plath – Die Glasglocke Ein Klassiker. Aber nicht wie Goethe. Sondern wie ein Rasiermesser unter der Zunge.
Du liest eine Frau, die langsam verschwindet – und du erkennst dich selbst. Perfekt für Slam-Texte über Depression, gesellschaftliche Enge, Leistungsdruck.
3. Mitschnitt eines fremden Tagebuchs (ja, wirklich)Nicht im Buchhandel. Sondern:– Fund in der WG– Überbleibsel in der Mensa– oder ein vergessener Zettel in einem Second-Hand-Roman
Nichts ist intimer als echte Gedanken ohne Filter. Wenn du sowas findest: Verwende eine Zeile. Schreib drumherum deinen Text. Es wird echt. Es wird krank gut. Es wird deins.

5. "Die Verwandlung" - Franz Kafka
Erwähnt von: 12 von 28 Slamern
"Kafka hat mir gezeigt, dass das Absurde das Normalste der Welt ist." - Tim R., Berliner Slam-Szene
Gregor Samsa wacht als Käfer auf.
Das ist nicht absurd. Das ist Montag.
Kafka versteht etwas, was die meisten Menschen nicht verstehen:
Das Leben ist kafkaesk. Nicht weil es kompliziert ist. Sondern weil es so einfach ist, dass es wieder kompliziert wird.
Was du von Kafka lernst:
- Wie du das Alltägliche surreal machst
- Dass Isolation universell ist
- Wie du große Themen in kleine Geschichten packst
Der Kafka-Effekt auf deinen Slam:
Du traust dich, verrückt zu werden. Kontrolliert verrückt.

6. "Feuchtgebiete" - Charlotte Roche
Erwähnt von: 11 von 28 Slamern
"Roche zeigt, dass es keine Tabus gibt. Nur Ängste." - Sandra M., Feministischer Poetry Slam
Auch Poetry Slamer können versaut sein!!!
Feuchtgebiete ist kein Buch.
Feuchtgebiete ist eine Kriegserklärung an die Scham.
Charlotte Roche macht etwas Revolutionäres:
Sie spricht über Körper, als wären sie... Körper.
Nicht verklärt. Nicht beschönigt. Nicht zensiert.
Was du von Roche lernst:
- Wie du Tabus brichst, ohne billig zu werden
- Dass Schock ein literarisches Mittel ist
- Wie du über Scham schreibst, ohne beschämt zu sein
Der Roche-Effekt auf deinen Slam:
Du hörst auf zu fragen: "Darf ich das sagen?" Du fängst an zu fragen: "Muss ich das sagen?"

Bonus: Dein interner Link-Kompass
Wenn du mehr von diesen kranken, echten, brutalen Ideen willst – dann lies das hier:
- Geheimnisse von erfolgreichen Slamern (Profi-Hacks)
Keiner dieser Texte ist nett.
Aber alle sind ehrlich.
Und das ist das Einzige, was auf der Bühne zählt.
7. Maya Angelou - Die Stimme, die aus der Asche aufstand
Die Frau, die das Schweigen brach
Maya Angelou war stumm.
Sieben Jahre lang.
Als Kind.
Nach einem Trauma.
Sie dachte, ihre Stimme hätte Macht.
Gefährliche Macht.
Also schwieg sie.
Bis sie lernte, dass Schweigen noch gefährlicher ist.
Warum Angelou die Königin des Spoken Word ist
Angelou hat nicht nur geschrieben.
Sie hat gesprochen.
Ihre Stimme war ein Instrument.
Tief.
Warm.
Kraftvoll.
Wenn sie sprach, hörte die Welt zu.
Buchempfehlung #7: "I Know Why the Caged Bird Sings"
Das ist nicht nur ein Buch.
Das ist eine Offenbarung.
Angelous Autobiografie.
Über Rassismus.
Über Missbrauch.
Über das Überleben.
Über das Finden der eigenen Stimme.
Beispiel aus dem Buch:
"There is no greater agony than bearing an untold story inside you."
Das ist die Essenz des Poetry Slam.
Die Geschichten erzählen, die erzählt werden müssen.
Die Wahrheiten aussprechen, die ausgesprochen werden müssen.
Die Stimme erheben, wenn alle anderen schweigen.
Die Angelou-Methode: Verwandle Trauma in Triumph
Angelou hatte eine Gabe:
Sie konnte aus ihren schlimmsten Erfahrungen ihre stärksten Texte machen.
Nicht durch Verdrängung.
Nicht durch Beschönigung.
Sondern durch Transformation.
Praktische Übung:
Denk an ein Trauma in deinem Leben.
Etwas, worüber du nie sprichst.
Etwas, was dich geprägt hat.
Jetzt schreib darüber.
Aber nicht als Opfer.
Sondern als Überlebender.
Nicht als Klage.
Sondern als Hymne.
Nicht als Ende.
Sondern als Anfang.

8. "Der Steppenwolf" - Hermann Hesse
Erwähnt von: 10 von 28 Slamern
"Hesse hat verstanden, dass wir alle mehrere Menschen in einem Körper sind." - David K., Münchner Poetry Slammer
Harry Haller ist nicht verrückt.
Harry Haller ist ehrlich.
Der Steppenwolf ist das Buch für alle, die sich fremd fühlen in ihrer eigenen Haut.
Was du von Hesse lernst:
- Wie du innere Konflikte äußerlich machst
- Dass Einsamkeit und Gesellschaft keine Gegensätze sind
- Wie Selbstreflexion zur Kunst wird
Der Hesse-Effekt auf deinen Slam:
Du lernst, dass deine inneren Stimmen nicht deine Feinde sind. Sondern dein Chor.

Universeller Tipp, die zweite: Lies auch Bücher, die du verachtest – aber nicht ignorieren kannst.
Weißt du, was gefährlich ist?
Nicht schlechte Bücher.
Sondern Bücher, die dich emotional triggern.
• Weil sie klischeehaft sind.
• Weil sie lügen.
• Weil sie zu sehr Recht haben.
Diese Bücher sind Streichholz und Zunder.Kein Lesegenuss – ein Flächenbrand.
Und genau das brauchst du.
Wenn du auf der Bühne brennen willst –dann lies, was deinen inneren Gutmenschen zum Kotzen bringt.
Beispiele, die du nicht ohne Wut lesen kannst
1. Robin Sharma – Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte Weisheiten auf Glückskeks-Niveau. Aber jeder Satz schreit: „LIES MICH!“ Du kannst nicht weggucken. Wie bei einem Verkehrsunfall.
Schreib deinen Slam-Text als Antwort auf so ein Buch. Titelvorschlag: „Ich bin der Mönch, der seinen Roller in die Luft gejagt hat.“
2. Thilo Sarrazin – Deutschland schafft sich ab Halt die Nase zu. Aber lies es. Nicht wegen der Meinung. Wegen der Rhetorik.
Wie man mit Halbwahrheiten ganze Bücher füllt, kannst du hier lernen – um’s dann besser zu machen. Textidee: Ein Slam als Antwortbrief an Sarrazin. Mit Daten. Und Tränen.
3. Dein Schulbuch aus der 8. Klasse Du denkst, es wäre tot? Falsch. Es liegt in deinem Regal wie ein schlafender Dämon.
Lies die Geschichte über den Dreißigjährigen Krieg. Und schreib dazu einen Slam über den inneren Krieg deiner Pubertät. Das wird wilder als jede Netflix-Serie.
Buchempfehlung 9/10 und ein Zusatzbuch
„Begrab mich in Seitenzahlen – ich will nicht mehr denken müssen“
Du willst eine Buchempfehlung?
Hier ist sie.
Ein Buch, das dich zwingen wird, deine Eltern anzurufen.
Nicht aus Pflicht. Sondern, weil du plötzlich weißt, wie wenig du weißt.
Weil du merkst, dass deine kleine, behütete Welt aus Instagram-Quotes, Slam-Bars und Spotify-Playlistsein Witz ist –im Vergleich zu dem,was ein einziger Mensch geschrieben hat ,der wirklich was zu verlieren hatte.
9. Primo Levi – Ist das ein Mensch?
Ein Holocaust-Überlebender. Chemiker. Schriftsteller.
Seine Sprache? Klinisch. Präzise.
Sein Inhalt? Abgrund.
Du liest das und denkst:
„Meine Probleme sind real – aber sie sind nicht absolut.“
Und das verändert deine Texte.
Du hörst auf, zu jammern.
Du beginnst, zu sezieren.
Du wirst gefährlich ehrlich.

2. Jean Améry – Jenseits von Schuld und Sühne
Achtung: Das ist keine Lektüre. Das ist ein Schlag in dein moralisches Rückgrat.
Er wurde gefoltert. Er hat überlebt. Und geschrieben.
Nicht als Opfer.
Sondern als intellektuelles Erdbeben.
Wenn du danach noch einen Text über „toxische Männlichkeit“ schreiben willst –tu’s.
Aber du wirst anders schreiben. Tiefer.
Komplexer. Unbequemer.

Spezialtipp: James Baldwin – The Fire Next Time
Afroamerikanischer Essayist.
Homosexuell.
Wütend.
Sein Stil ist wie Jazz auf Crack. Elegant. Explosiv.
Zärtlich brutal.
„Ich bin kein Nigger. Du hast mich so gemacht.“
Du willst Slam schreiben?Dann lies das.Und du wirst wissen:Ein Text ist keine Meinung.
Ein Text ist eine Waffe gegen das Vergessen.

Werbung in eigener Sache (aber mit Wucht):
Wenn du diese Techniken nicht nur lesen,
sondern anwenden willst wie ein Sniper mit Reimwaffe:

- Über 200 kranke Slam-Hacks
- Storystrukturen wie ein Fitzek-Krimi
- Übungen für Albtraum-Einstiege, Trauma-Texte, Schweige-Pausen
- Provokations-Templates
- Authentizitäts-Trigger
Keine süßen Sprüche.
Nur brutale, ehrliche Texte,
die das Publikum seelisch ohrfeigen.